Irgendwann letztes oder vorletztes Jahr stellte BurdaStyle Nathalie Chanin vor. Ihre Kleider, die Technik. Mit ein bisschen Text, einigen Bildern und einem
link zu ihrer homepage.
Natürlich schaute ich mich dort eingehend um. Schön, dachte ich, aber alles von Hand bemalt, bestickt, zusammengenäht? Hallo? Ganze Outfits? Wer hat schon so viel Zeit? Eines ihrer Bücher hat trotzdem den Weg zu mir gefunden, interessehalber, ihr versteht.
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Copyright Alabama Chanin |
Übrigens ein Anleitungsbuch. Frau Chanin möchte nämlich, dass man es auch versucht, steht da. Dass man seine Fantasie gebraucht und ihre Technik umsetzt. Sie stellt Motive zur Verfügung, Schnitte auf Bögen, detaillierte Beschreibung zu den verschiedenen Sticktechniken. Prima.
Das Buch kam dann ins Nähbücherregal.
Kürzlich ist mir das Buch wieder eingefallen, beliebtes Thema im Netz: deine Vorsätze für 2013? Ich und Vorsätze! Aber noch nicht umgesetzte Wünsche (nähtechnische) habe ich natürlich.
Z.B. Alabama Chanin.
Da ich sowieso in einer Phase bin, in der ich überzeugt bin, dass ich jetzt wirklich genug zum Anziehen habe, werde ich mir mal Zeit für dieses Experiment nehmen.
Falls es nichts wird, auch egal.
Erst mal eine Woche ausführlichst im Buch geschmökert.
Was genau soll es werden? Etwas möglichst Kleines. Top? Aber zu was würde es passen, so ganz alleine. Dann doch besser ein ärmeloses Kleid, in der Reverse applique-Technik (2 Stofflagen, die oberste bedruckt, dann übereinander gelegt, Motive nachgestickt, Oberstoff im Motiv ausschneiden).
Na denn Prost!
Ein Motiv ausgedruckt, auf A3 vergrössert und losgezogen, das absolute Minimum an notwendigem Material zu besorgen. A3 Folie für das Erstellen der Schablone, Sprühkleber (nicht permanent), ein extrafeines Grafikmesser zum Ausschneiden, eine Dose schwarze Textilfarbe zum Sprayen (kaum zu glauben, die hatten so was in der DIY-Abt. unserer Migros! allerdings nur in "Ostereierfarben" deshalb schwarz) Knopflochgarn, Stickgarn.
Letztes Wochende habe ich die Schablone ausgeschnitten. Stundenlang. Bis die Finger wehtaten.
Ja, Frau Chanin lehrt auch Geduld.
Eine erfolgreiche Probesprühung auf Papier habe ich auch noch geschafft.
Da man ja soviel Zeit investieren muss: das Kleid zuschneiden (doppelt, 1x Oberstoff, 1x Unterstoff), bemalen, besticken, ausschneiden... sollte man möglichst schon vorher wissen, dass einem das gute Stück dann auch passt. Ergo: ein Probekleid. Aus Trigema "Putzlappen" (bin mir nicht sicher, ob BW), vorsorglich Schnitt ausgemessen und ein paar cm für's Bäuchlein eingefügt.
Mit der Ovi zusammengenäht (wir wollen es ja nicht gleich übertreiben)
Teilungsnähte mit dem unregelmässigen Quiltstich meiner Maschine abgesteppt, wollte Handstich simulieren. Sieht aber gar nicht nach Hand aus, wäre auch zu einfach.
Darauf hin auf Echt-Hand umgestiegen (man hat schliesslich seinen Ehrgeiz!). Erst mal so einen Hand-Stretchstich geübt, Cretan Stitch, der sah mir am einfachsten aus. Den ganzen (!) Samstagnachnittag damit verbracht, dem Kleid seine Ausschnitt- und Ärmelbündchen zu verpassen (hört sich ganz einfach an: den Jerseystreifen zur Hälfte bügeln und den Ausschnitt damit "einpacken") .
Ja, die Arbeitszeiten sind biblisch.
Copyright Alabama Chanin
So sieht das dann aus
Nach ein paar cm kommt man in einen Rytmus und die Arbeit ist irgendwie beruhigend.
Das Kleidchen passt übrigens überraschend gut, der Ausschnitt ist gross aber anliegend und blickfreundlich, trotz dass die Bündchen ihn nicht zusammenziehen.
Dann noch meinen BW-Jersey-Rest 1x mit dem Motiv besprayt, denn er muss 24 Std. trocknen.
(Pro memoria: im Ernstfall dann die Ränder abdecken!!!)
Heute will ich mal unterlegen und mit dem Besticken experimentieren.
Fortsetzung folgt!